Interview
Orgadata und Forterro: Bernd Hillbrands im Gespräch mit der Glaswelt
Daniel Mund, Chefredakteur des Fachmagazins Glaswelt (GW), sprach mit unserem CEO Bernd Hillbrands über die Hintergründe und Chancen der Akquisition von Orgadata und Forterro. Wir geben das vollständige Interview hier für Sie wieder.
Im Interview mit Bernd Hillbrands
„Die Übernahme eröffnet uns neue Chancen!“
Der Fensterbausoftware-Spezialist Orgadata wird durch die Übernahme Teil des Software-Riesen Forterro. Der Softwaregigant kann durch die Akquisition im Bereich Fenster-, Türen- und Fassadenbau Fuß fassen. In einem Exklusiv-Interview mit dem Orgadata-Vorstandsvorsitzenden und Mehrheitsgesellschafter Bernd Hillbrands haben wir einige spannende Details zur überraschenden Übernahme im Softwarebereich erfahren.
GW – Herr Hillbrands, welche strategischen oder privaten Überlegungen haben Sie veranlasst, Orgadata an Forterro zu verkaufen?
Bernd Hillbrands – Für mich war immer klar, dass ich irgendwann meine Nachfolge regeln muss. Mein Sohn hatte frühzeitig signalisiert, dass er die Geschäftsführung von Orgadata nicht übernehmen möchte, da er sich auf sein eigenes Unternehmen konzentriert. Außerdem hat mein Geschäftspartner Karsten Tiemeyer angekündigt, dass er sich zurückziehen möchte. Das war für mich der Auslöser, darüber nachzudenken, wie wir die Zukunft des Unternehmens langfristig sichern können. Wir haben verschiedene Optionen geprüft, auch Minderheitsbeteiligungen von Investoren. Überzeugt hat uns schließlich das Buy-and-Build-Konzept von Forterro, bei dem Orgadata als fester Bestandteil in ein großes Netzwerk integriert und nicht nur für einen späteren Weiterverkauf „aufgehübscht“ wird.
GW – Hinter Forterro steckt ein Investor?
Hillbrands – Ja genau, das ist die Partners Group, ein Investor aus der Schweiz, der Forterro 2022 übernommen hat.
GW –Forterro ist ein großes Softwareunternehmen. Was hat Sie an dieser Konstellation besonders fasziniert?
Hillbrands – Mit uns zusammen hat Forterro über 2000 Mitarbeiter und über 20000 Kunden. Forterro bringt Ressourcen und Kompetenzen mit, die unsere Tätigkeit optimal ergänzen und von denen wir uns weitere Impulse versprechen. Sie sind bereits stark in verschiedenen Bereichen, was uns neue Möglichkeiten eröffnet – etwa auf dem Gebiet der Predictive Maintenance, also der vorausschauenden Instandhaltung. Gleichzeitig können wir davon ausgehen, dass Orgadata ein eigenständiger Teil des Unternehmens bleibt und nicht anonymisiert wird. Außerdem war Forterro bisher nicht in unserem Segment – Fenster, Türen und Fassaden – aktiv. Dies gibt uns die Möglichkeit, den neuen Geschäftsbereich „Forterro Windows and Doors“ mit Orgadata als Keimzelle aufzubauen.
GW – Sie sprachen von der Gründung der neuen Division „Windows & Doors“. Das hört sich so an, als würde die Sparte weiter ausgebaut werden?
Hillbrands – Forterro ist in zwei regionale Divisionen unterteilt: Northwest und Central Europe. Die Division „Windows and Doors“ wird als komplett neue Sparte mit Orgadata als zentralem Bestandteil aufgebaut. Damit schaffen wir die Basis für ein Netzwerk von Unternehmen, die Lösungen für unseren Markt anbieten. Die Marktpositionierung ist klar, der Fokus liegt auf dem Fenster-, Türen- und Fassadenbau.
GW – Wie wird sich diese Integration konkret auf Kundenbeziehungen bei Orgadata auswirken?
Hillbrands – Auch in Zukunft wird ein hohes Niveau in der Kundenbetreuung einer unserer wichtigsten Maßstäbe sein. Unser Kundenservice, insbesondere die Hotline, zeichnet sich durch individuelle Betreuung aus. In unserer Hotline wird es weiterhin direkte Ansprechpartner geben. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Orgadata sehe ich vor allem Chancen, denn innerhalb des neuen Geschäftsbereichs Forterro setzen wir auf Wachstum und nicht auf Einsparungen. Durch die neuen Synergien ergeben sich Möglichkeiten, Kompetenzen auszubauen und neue Märkte zu erschließen.
GW – Kritiker könnten befürchten, dass die Kundennähe und Flexibilität, die Orgadata auszeichnet, durch die Übernahme verloren geht. Wie begegnen Sie diesen Bedenken?
Hillbrands – Diese Sorge verstehe ich, aber sie ist unbegründet. Größe bedeutet nicht zwangsläufig Unflexibilität. Forterro hat viele Produkte mit ähnlichen Kundenstrukturen wie wir, und jedes Produkt hat sein eigenes Produktmanagement.
GW – Wie wird sich Ihre persönliche Rolle bei Orgadata und in der neuen Division nach der Übernahme verändern?
Hillbrands – Ich lebe jetzt seit meinem 17. Lebensjahr das Unternehmen Orgadata. Ich werde weiterhin die Division „Windows and Doors“ leiten, mit einer geplanten Verweildauer von mehreren Jahren. Marcus Panier, der Präsident von Forterro Central Europe, übernimmt offiziell die Rolle des Geschäftsführers. Diese Arbeitsteilung gibt mir die Möglichkeit, mich voll und ganz auf unsere strategischen Ziele zu konzentrieren. Mir war es wichtig, eine Struktur zu finden, in der ich mich wohl fühle und in der wir gemeinsam an einer erfolgreichen Zukunft arbeiten können.
GW – Durch die Übernahme erhält Orgadata Zugang zu einem größeren Markt. In welchen Regionen sehen Sie weiteres Wachstumspotenzial?
Hillbrands – Die Übernahme eröffnet uns enorme Chancen. Wir können unser Portfolio erweitern und neue Märkte erschließen. Gleichzeitig bleibt unser Fokus klar: Fenster, Türen und Fassaden. Das ist unser Steckenpferd, und dabei wird es auch in Zukunft bleiben.
GW – Herr Hillbrands, haben Sie vielen Dank für dieses Interview und Ihnen und Orgadata viel Erfolg unter dem Dach von Forterro!
Das Gespräch führte Chefredakteur Daniel Mund.
Zuerst veröffentlicht wurde das Interview auf der Webseite der Glaswelt.
Sie finden es zudem in der Printausgabe der „Glaswelt. Gebäudehülle und mehr“, Ausgabe 12/2024, auf Seite 8.